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Geschichte  &  Mythologie

In der griechischen Mythologie haben viele Geschichten ihren Ursprung auf Kreta, was darauf hinweist, dass die Menschen der späteren Zeiten dort die Wurzeln ihrer Kulturen sahen. Diese mythischen Sagen umgeben die Insel noch heute mit einem besonderen Zauber und geheimnisvollem Glanz.

Die Geschichte Kretas hingegen ist seit den ersten Siedlungsspuren in der Mitte des 7. Jahrtausends v.Chr. durch archäologische Funde belegt und ebenfalls grösstenteils deren nachfolgende Entwicklung in den verschiedenen Epochen.

 

 

Geschichtlicher Überblick Kretas

Die über 9000-jährige Geschichte menschlicher Besiedlung auf Kreta zieht sich über mehrere Epochen hindurch und wurde durch eigene minoische und durch fremde Kulturen geprägt. Zahlreiche Besatzer der verschiedenen Zeitabschnitte prägten die Architektur, die Kunst, die Menschen und ihre Lebensweise.

 

Jungsteinzeit  ( 6500 - 3300 v.Chr.)

Die ersten Besiedlungsspuren auf Kreta stammen aus der Zeit des frühen Neolithikum, als Jäger und Sammler die Insel bevölkerten, die vermutlich aus Phönikien in Nordafrika und später auch aus Kleinasien stammten. Sie begannen mit Ackerbau und Viehzucht, sowie der ersten Herstellung von Steinwerkzeugen und Gebrauchskeramik. Die sich herausbildende Sozialstruktur war dörflich geprägt, es wurden Hütten und feste Häuser aus Bruchsteinen und luftgetrocknetem Lehm, aber auch aus gebrannten Ziegeln gebaut. In der Religion herrschen Fruchtbarkeitskulte vor, die vielfach in den zahlreichen Höhlen zelebriert werden.

 

            

Vorpalastzeit  ( 3300 - 2100 v.Chr.)

Im späten Neolithikum begann die frühminoischen Epoche I - III. in der seit dem 3. Jahrtausend v.Chr. die Herstellung und der Gebrauch von Bronzegegenständen und -werkzeugen von grosser Bedeutung waren. Ebenso wurde mit der Erfindung der Töpferscheibe auch kunstvoll geformte Keramik hergestellt, wie beispielsweise bei Ausgrabungen gefundene stilvolle Schnabelkannen und Kultgefässe, aber auch kleine Götterstatuetten, sogenannte Idole.  Neben einfachen Häusern aus Lehmziegeln wurden auch die ersten zweigeschossigen palastartigen Gebäude erbaut. Erste befestigte Siedlungen mit Strassen und Plätzen entstanden unter anderem in Kydonia (Chania) und Rythymna (Rethymno). In Kammergrabanlagen wurden die Toten, die mit filigranem Goldschmuck in Blütenformen geschmückt waren, beigesetzt. Derartige Grabbeigaben wurden beispielsweise in den Gräbern von Mochlos gefunden.

 

            

Alte Palastzeit  ( 2100 - 1700 v.Chr.)

Die mittelminoische Epoche I - III war die Zeit der älteren Palastanlagen von Knossos, Festos, Malia und anderen Standorten auf der Insel, an denen grosse mehrgeschossigen Gebäude mit zahlreichen Räumen und ausgedehnten Hofanlagen errichtet wurden. Paläste mit Bädern wurden gebaut, die durch ein Rohrleitungssystem, teils aus grosser Entfernung, mit Trinkwasser aus den Bergen versorgt wurden.

Für Kreta begann eine glanzvolle Blütezeit, in der viele Städte entstanden und die Kultur in allen Bereichen einen sehr hohen Stand erreichte. Die Minoer konnten mit ihrer grossen Handelsflotte ihre Vorherrschaft im Ägäischen Meer festigen und durch intensive Handelsbeziehungen mit Ägypten wurde die anfänglich eigenständig entwickelte Hieroglyphenschrift, beeinflusst, aus der sich langsam die Linearschrift A entwickelte, die bis heute leider noch nicht entziffert werden konnte.

Die Keramik im sogenannten Kamares-Stil, nach den ersten vielfältigen Funden in der gleichnamigen Höhle benannt, zeichnete sich durch aufgemalte Ornamente wie feine Spiraldekore aus. Neben der Goldschmiedekunst war auch die Steinschneidekunst sehr verbreitet, bei der unter anderem prachtvolle Siegel aus Edelsteinen und Elfenbein entstanden, die als Versiegelung und Erkennungszeichen für Besitztum dienten.

Um 1700 v.Chr. kommt es vermutlich als Folge eines starken Erdbebens, das erhebliche Schäden auf der Insel anrichtete, zu einem abrupten Ende dieser hochentwickelten Kulturstufe.

 

            

Neue Palastzeit  ( 1700 - 1430 v.Chr.)

Mit dem relativ schnellen Wiederaufbau der Paläste von Knossos, Festos und Malia, sowie weiteren Bauwerken in Zakros, Agia Triada, Kydonia, Rythymna, Tylissos, Pressos und anderen Orten begann die spätminoische Epoche I - III, die zur höchsten Entfaltung der minoischen Kultur wurde.

Während dieser Zeit wurden die aufwendig ausgestatteten, mehrstöckigen Palastanlagen als Wirtschafts-, Verwaltungs- und Kultzentren unabhängiger Herrscher errichtet, ebenso wie Landhäuser, Gutshöfe, Dörfer und grössere Städte in der Nähe der Paläste. Die Einwohnerzahl auf der Insel stieg auf schätzungsweise über 250.000 Menschen an und die Bewohner lebten offensichtlich friedlich nebeneinander, denn es gab keine Wehrbauten an den Städten und Palästen.

Der Handel mit Olivenöl, Wein, Honig, Keramik und Waffen, die gegen Metalle wie Gold, Silber, Kupfer und Zinn eingetauscht wurden, weitete sich im Mittelmeerraum bis nach Sizilien und über Ägypten hinaus bis in den Vorderen Orient aus. Sehr kunstvoll gefertigte Gebrauchs- und Kultgegenstände, sowie schöne und filigran geschmiedete Schmuckstücke entstanden in dieser Zeit, wie der berühmte goldene Anhänger von Malia, der zwei Bienen darstellt.

Die Religion entwickelte sich aus dem anfänglich erdverbundenen Naturglauben in Höhlen- und Bergheiligtümern  jetzt zunehmend zum Schlangen- und Stierkult, bei dem auch der Brauch des Springens über einen Stier entstand. Die minoische Kultur übte auch grossen Einfluss auf die Ägäischen Inseln aus, wie Funde auf Santorini belegen, und erstreckte sich bis zum Peloponnes.

Um 1645 v.Chr, wurden durch Flutwellen und Ascheregen des verheerenden Vulkanausbruchs von Thera (Santorini) auch einige Gebiete Kretas verwüstet und viele Paläste in Küstennähe zerstört, die aber schnell wieder aufgebaut wurden.

 

            

Mykenische Herrschaft  ( 1430 - 1150 v.Chr.)

Kriegerische Völker vom griechischen Festland drangen um 1430 v.Chr. nach Kreta vor, wie Spuren von Bränden und Zerstörungen überall auf der Insel belegen. Die auf dem Peloponnes beheimateten Achäer waren Träger der mykenischen Kultur und eroberten weite Teile des minoischen Kretas.

Als sie schliesslich die Herrschaft über die ganze Insel übernahmen, vermischten sich beide Kulturen (Spätminoische Epoche III a-c). Bis auf Knossos, dass noch bis 1330 v.Chr. Sitz der mykenischen Herrscher war, wurden die anderen minoischen Zentren und Paläste von den Eroberern zerstört. Befestigte Burgen und grosse Wehranlagen bestimmen die Baukunst der neuen Herrscher.

In dieser Nachpalastzeit bestand die minoische Kunst weiter, die allerdings jetzt stark durch die mykenische Kultur beeinflusst wurde. So entwickelte sich neben der Einführung neuer religiöser Inhalte auch die griechische Sprache mit der sogenannten Linarschrift B heraus.

Einige typisch minoische Elemente konnten teilweise mit Nachwirkungen bis in die Archaische Zeit erhalten werden, aber Kreta war jetzt politisch Teil der mykenischen Welt und wurde von Knossos und Kydonia aus regiert.

Ab 1200 v.Chr. begannen auf dem griechischen Festland mehrere Flucht- und Wanderungsbewegungen verschiedener Völker, die zu starken wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Veränderungen führten. Stämme der Ionier und der Äolier drangen auf die Inseln der Ägais und verdrängten die alteingesessenen Bevölkerungen. So gelangte die Invasion der neuen Eroberer auch nach Kreta und mit der endgültigen Zerstörung von Knossos begann der Untergang der kretisch-mykenischen Kultur.

 

            

Dorische Herrschaft  ( 1150 - 700 v.Chr.)

Die kriegerischen Dorer liessen sich auf Kreta in dieser Zeit der "Dunklen Jahrhunderte" nieder, in denen eine strenge Militärhierarchie in Gesellschaft und Politik herrschte, zudem brachten sie neue Sitten und Gebräuche mit. Zahlreiche neue befestigte Siedlungen entstanden meist auf Bergkuppen, wie beispielsweise Eleftherna, oder auch an übersichtlichen Hanglagen, ausserdem wurden neue Häfen an den Küsten angelegt. Knossos, Dreros und Gortys waren einige der bedeutendsten Städte dieser Zeit.

In der Metallverarbeitung wurden jetzt vorwiegend Waffen aus Eisen geschmiedet, während in der weitgehend unbedeutenden Schmuck- und Kleinkunst auch weiter Bronze Verwendung fand. In der Gefässkeramik bestimmten jetzt geometrische Muster aus Kreuzformen und konzentrischen Ringen den Dekorationsstil.

Die Naturreligionen wurden immer mehr durch personifizierten Götterglauben ersetzt. Mit der dorischen Eroberung glich sich Kreta in Brauchtum, Religion, Sprache und Schrift zunehmend dem restlichen Griechenland an. In dieser Geometrischen Epoche entstanden in Dichtungen und Erzählungen die griechisch-kretischen Mythen und Sagen um König Minos, das Labyrinth mit dem Minotaurus, Theseus und Ariadne, sowie um die Geburt des Zeus in der Idäischen Grotte.

 

            

Orientalisierende Epoche  ( 700 - 620 v.Chr.)

Im 7. Jahrhundert  bildete sich auf Kreta ein System von rivalisierenden Stadtstaaten heraus und durch die Handels- und Schifffahrtsverbindungen mit Rhodos, Zypern, Ägypten und den Städten der kleinasiatischen Küste gelangten orientalische Einflüsse auf die Insel, die sich besonders in der Kunst hervorhoben. Es entwickelte sich mit dem dädalischen Stil eine eigenständige Kunstform, die dorische Strenge mit ägyptischer Monumentalität vereinigte. Dies war unter anderem in der Herstellung gehämmerter Kultgeräte aus Bronze zu erkennen, die auch nach Athen und das übrige griechische Festland exportiert wurden.

Kydonia und Polyrinnia mit dem grossen, befestigten Hafen von Falassarna im Westen der Insel waren durch den blühenden Handel und enge Beziehungen zu Libyen und der Kyrenaika die mächtigsten Städte. Dort wurde auch von Kretern zusammen mit minoischstämmigen Siedlern aus Thera (Santorini) im Jahre 630 v.Chr. die Stadt Kyrene als erste Kolonie in Nordafrika gegründet. Zu dieser Zeit entstand auch aus einer Weiterentwicklung des Schriftsystems aus dem phönikischen Raum das griechische Alphabet.

 

            

Archaische Zeit  ( 620 - 480 v.Chr.)

Gegen Ende des 7. Jahrhunderts v.Chr. kam der florierende Handel mit der übrigen Mittelmeerregion allmählich zum Erliegen. Die Insel blieb nach dem Vorbild der griechischen Polis weiter in viele kleine Stadtstaaten aufgeteilt blieb, von denen Kydonia, Knossos und Gortys die grössten Städte waren.

Auch auf Kreta entstanden jetzt durch hellenistische Einflüsse die ersten Tempel mit einfacher rechteckiger Architektur, grosse Reliefs und monumentale Statuen wurden körperhaft und ausdrucksvoll dargestellt. Das bekannte und für die damalige Zeit sehr fortschrittliche Stadtrecht von Gortys wurde um 480 v.Chr. auf Steintafeln graviert. Die in kretisch-dorischem Dialekt verfassten zwölf Gesetzestexte sind eines der ältesten, antiken Rechtsdokumente in Europa.

 

            

Klassik  ( 480 - 330 v.Chr.)

An den politischen Ereignissen der griechischen Antike hatte Kreta keinen nennenswerten Anteil und war auch nicht an den Perserkriegen des 5. Jahrhunderts v.Chr. beteiligt, die das übrige Griechenland bedrohten. Ebenso ergriffen die Kreter im Peloponnesischen Krieg weder für Athen noch für Sparta Partei, wenn auch dorische Spartaner die Häfen nutzen durften.

Die Insel war immer noch in mehrere Stadtstaaten zersplittert, die untereinander selbst etliche, blutige Kleinkriege ausfochten. Auch die Blütezeit der klassischen Kunst und Architektur, die während dieser Epoche besonders in Athen und auf dem Festland stattfand, ging an Kreta vorüber.

 

            

Hellenismus  ( 330 - 67 v.Chr.)

Als Alexander der Grosse seine Eroberungszüge startete, hielt sich die Insel anfänglich ebenfalls wieder aus den Geschehnissen heraus und betrachtete seine Feldzüge gegen die Perser mit grosser Skepsis. Die Kreter erlaubten später sogar der persischen Flotte in den Häfen Unterschlupf zu finden und gewährten dem spartanischen Grosskönig und seinen dorischen Söldnern Asyl nach der Schlacht bei Issos 333 v.Chr.. In der Folgezeit jedoch gehörte Kreta dann doch zum mächtigen Weltreich Alexanders des Grossen, dass nach seinem Tode 323 v.Chr. von seinen Feldherren, den Diadochen, aufgeteilt wurde. Dabei fielen auch Teile Kretas sowie einige ägäischen Inseln und die Kyrenaika an die Ptolomäer, die von Ägypten aus über die südliche Ägäis und einige Gebiete Kleinasiens herrschten.

Aufgrund wechselnder Bündnisverträge, vor allem der westkretischen Städte, mit auswärtigen Herrschern  griffen wiederholt fremde Streitmächte kurz auf der Insel ein, von denen letztendlich nur Sparta einige Beziehungen intensivieren konnte.

Zwischen 220 und 217 v.Chr. versuchten die rivalisierenden mächtigen Stadtstaaten Knossos und Gortys, die Insel in zwei Einflussbereiche zu teilen, scheiterten aber am Widerstand kleinerer Städte, von denen Lyttos nach heftigem Kamp besiegt und zerstört wurde. Dies veranlasste den  mächtigen König Philipp V. von Makedonien zum Eingreifen, der Kreta für kurze Zeit zu einem Bundesstaat seines Reiches machte.

Durch seine Territorialerweiterungen wurden jedoch die Römer auf den Plan gerufen und er musste sich ihnen 197 v.Chr. unterwerfen. Die Römer griffen nun immer mehr in den östlichen Mittelmeerraum ein betrachteten Kreta als strategisch wichtigen Flotten- und Handelsstützpunkt.

Seit der minoischen Epoche konnte sich Pressos an günstiger Stelle inmitten der Berge ganz im Osten Kretas als Hauptstadt der Eteokreter (echten Kreter) halten. Die Stadt hatte zwei Häfen, zum einen Itia am Golf von Mirambello und zum anderen Stiles am Libyschen Meer im Süden. Trotz verschiedener, fremder Herrschaft durch Mykener, Dorer und Griechen, die immer neue Kultur- und Sprachelemente mitbrachten, konnten die Stämme der Eteokreter ihre eigene Sprache und Schrift, die bis heute noch nicht entziffert ist, aufrecht erhalten. Erst 145 v.Chr. wurde Pressos nach einem Konflikt mit der wichtigsten dorischen Stadt Ostkretas, Hierapytna, komplett zerstört und nicht wieder besiedelt. Damit verschwanden auch die Eteokreter als letzte Nachfahren der minoischen Kultur für immer.

Die Inselbewohner machten während dieser unsicheren Situation aufgrund der innerkretischen Streitigkeiten jetzt durch zunehmende Seeräuberei gute Geschäfte und gelangten als Söldner zu bescheidenem Wohlstand. Zur Unterbindung der Piraterie versuchte der römische Konsul Marcus Antonius 74 v.Chr. die bis dahin autonome Insel zu besetzen, scheiterte aber am erbitterten Widerstand der Kreter.

 

            

Römische Herrschaft  ( 67 v.Chr. - 337 n.Chr.)

Im Zuge der römischen Expansionspolitik gelang es 67 v.Chr. schliesslich dem römischen Feldherren Quintus Caecilius Metellus nach mehreren vergeblichen Versuchen Kreta zu erobern, das fortan als "Provincia Creta" zum Römischen Reich gehörte. Die Kretische Provinz fiel nach dem römischen Bürgerkrieg 42 v.Chr. an Marcus Antonius, der sie zusammen mit der Kyrenaika zu einer grossen Provinz vereinte.

Die alte minoisch-dorische Stadt Gortys wurde jetzt Sitz des römischen Statthalters und Kreta wurde wichtiger Handels- und Flottenstützpunkt. Die Römer liessen Tempel, Häuser, Landvillen, Strassen und Aquädukte anlegen und besonders durch den Handel mit der Kyrenaika erlebte der Süden der Insel eine neue Blütezeit.

Mit dem Apostel Paulus, der 59 n.Chr. in Kali Limenes an Land ging, kam das Christentum auf die Insel und Titus führte in Gortys als erster Bischof Kretas nach dessen Abreise sein Werk fort, auch in Kydonia und Knossos sind frühe Bischofssitze bezeugt. Die römische Christenverfolgung forderte im 3. Jahrhundert jedoch auch auf Kreta ihre Opfer, bis im Jahre 311 endlich das Christentum durch Kaiser Gallienus in Thessaloniki staatliche Anerkennung erhielt. Kreta wurde, trotz fortbestehender Kirchenhoheit der römischen Päpste, stärker an die östliche Reichshälfte Roms gebunden wurde.

 

            

Erste Byzantinische Epoche  ( 337 - 826 )

Kaiser Konstantin verlegte im Jahr 330 die Hauptstadt des Römischen Imperiums nach Konstantinopel und beschloss 337 eine neue Provinzteilung, so dass Kreta fortan zur "Praefectura Praetoria Illiryci, Italiae et Africae" gehörte. Mit der endgültigen Reichsteilung 395 kam Kreta unter die Herrschaft des Oströmisch-Byzantinischen Reiches und im Verlauf des 5. und 6. Jahrhunderts entstanden zahlreiche byzantinische Kirchenbauten in Form grosser, dreischiffiger Basiliken, die jedoch später durch angreifende Araber zerstört wurden.

Seit dem 7. Jahrhundert drangen arabische Sarazenen in den römischen und byzantinischen Mittelmeerraum vor und machten mit ihrer Seeräuberei die Seewege praktisch unpassierbar für die Handelschiffe. Kreta blieb zunächst weitgehend verschont bis zur Eroberung durch maurische Sarazenen, die vom bereits besetzten Spanien aus im Jahre 824 unter dem Kommando des Oberbefehlshabers Abu Hafs Omar die Hafenstadt von Knossos, Herakleion, angriffen, bis 826 die ganze Insel eroberten und die antike Hauptstadt Gortys, sowie weitere Städte zerstörten.

 

            

Arabische Besetzung  ( 826 - 961 )

Während der fast 130jährigen arabischen Besatzung bauten die maurischen Sarazenen an der inzwischen kaum noch besiedelten Nordküste der Insel alte Hafenstädte wieder auf und gründeten auch einige neue. So wurde anstelle des weitgehend zerstörten Gortys jetzt aus Herakleion, dem antiken Hafen von Knossos, als "Rabd al Khandak" der neue Inselmittelpunkt. Viele frühchristliche Bauten wurden zerstört und auf der Insel setzte der ökonomische Niedergang ein. Die einheimische Bevölkerung, die sich weitestgehend in die Berge zurückzog, wurde von den grausamen Besatzern unterjocht und ausgebeutet. Für die Sarazenen war die Insel eine praktische Ausgangsbasis für ihre Beutezüge, aber für Byzanz war der Verlust eine Katastrophe, mehrere Versuche der Rückeroberung schlugen jedoch fehl.

 

            

Zweite Byzantinische Epoche  ( 961 - 1204 )

Erst der byzantinische Feldherr Nikeforos Fokas konnte nach einer über sechsmonatigen Belagerung der Hauptstadt Khandak schliesslich am 7. März 961 mit deren Einnahme ganz Kreta für Kaiser Romanos II.  zurückerobern. Etwa 20 km südlich von Khandak erbauten die Byzantiner im sichereren Landesinneren das Kastell Temenos und wollten dort die neue Hauptstadt gründen, die Bewohner zogen aber die Hafenlage vor und so wurde Khandak wieder aufgebaut. Ebenso wurden viele weitere durch die Sarazenen zerstörte Städte wieder neu errichtet, wie das antike Rythymna und die alte Hafenstadt Kydonia, die jetzt auch noch mit einer mächtigen Stadtmauer befestigt wurde. Dabei bekamen sie gegen Ende des 12. Jahrhunderts Unterstützung von den Genuesern, die zum Schutz ihres Handels auch einige Befestigungsanlagen an der Nordküste Kretas erbauten.

Der Frieden brachte der Insel neuen Wohlstand und der Handel blühte nicht nur mit Konstantinopel, der Hauptstadt des oströmischen Reiches, sondern auch mit Russland. Die Byzantiner erreichten ausserdem erfolgreich die Wiedereinführung des Christentums, dass unter den Arabern stark an Einfluss verloren hatte. Bei der Kirchenspaltung von 1054 in die westliche römisch-katholische und die östliche byzantinisch-orthodoxe Kirche blieb Kreta dem Patriarchen von Konstantinopel treu und erhielt sogar einen eigenen Metropoliten. Noch heute ist auf der gelben Flagge der Kirchen und Klöster der schwarze byzantinische Doppeladler abgebildet.

Die byzantinische Herrschaft dauerte über 2 Jahrhunderte bis 1204 Konstantinopel beim vierten Kreuzzug von Franken und Venezianern erobert wurde, damit begann auch für das byzantinische Kreta eine neue Ära.

 

            

Venezianische Zeit  ( 1204 - 1669 )

Nach dem vierten Kreuzzug im Jahre 1204, der zur Zerstörung und Plünderung Konstantinopels führte, wurde auch das Byzantinische Reich aufgeteilt und der lombardische Markgraf Bonifatius von Montferrat bekam die Insel Kreta zugesprochen, die er aber mit der Seerepublik Venedig gegen Thessaloniki eintauschte.

Zwei Jahre später jedoch eroberte 1206 der Genueser Pirat Enrico Pescatore, Markgraf von Malta, die Insel und den Venezianern gelang erst 1210 die Rückeroberung.

Kreta war für die Serenissima Repubblica Venezia und ihre Seehandelsrouten von enormer Bedeutung, da sie bereits fast die gesamten Küsten des Byzantinischen Reiches südlich von Durazzo, die Ionischen Inseln, einige Küstenstädte auf dem Peloponnes, sowie Evia und mehrere Inseln der Ägäis erhalten hatten.

Da die neuen Eroberer allerdings in den Anfangsjahren bis 1218 noch auf heftigen Widerstand der kretischen Bevölkerung stiessen, wurden zum Schutz der neuen Herren, sowie zur Abwehr gegen Piratenüberfälle in den nachfolgenden Jahrzehnten zahlreiche Kastelle rund um die Insel gebaut, so entstanden die Festungen von Kastelli Kissamos, Paleochora, Frangokastello, Ierapetra, Sitia und Mirabello bei Agios Nikolaos, sowie einige Wehrtürme. Ebenso liess Venedig den Hafen von Chania 1252 neu anlegen und später wurden nach 1303 auch die Häfen von Rethymno und Iraklion befestigt.

Die gesamte Insel wurde in vier Verwaltungsbezirke aufgeteilt, Hauptstadt und Sitz des alle zwei Jahre wechselnden Gouverneurs mit dem Rang eines Herzogs (Duca) wurde Chandakas, wie Iraklion nach dem arabischen Namen Rabd al Khandak jetzt genannt wurde. Die Venezianer gaben der Stadt und der ganzen Insel später den Namen Candia.

Die vier Verwaltungsbezirke wiederum wurden in insgesamt 200 Lehen unterteilt, die an adelige Venezianer vergeben wurden. Dies stiess anfänglich auf Widerstand der einheimischen Grossgrundbesitzer, die sich jedoch in den folgenden Jahren bis hin zu Mischehen mit dem venezianischen Adel arrangierten.

Die einfache Landbevölkerung jedoch musste hohe Steuerabgaben, sowie Schanzarbeiten und Ruderdienste auf den venezianischen Galeeren leisten, wodurch in den nächsten Jahrhunderten immer wieder heftige Unruhen bis hin zu blutigen Revolten entstanden.

Einer der grössten Aufstände gegen die venezianischen Herrscher fand im Jahre 1282 unter der Führung des Archonten Alexis Kallergis statt, dabei wurde Venedig zu umfassenden Zugeständnissen gezwungen, unter anderem zur Erlaubnis von interkonfessionellen Ehen, der Wiedereinsetzung der orthodoxen Kirchenväter und der Errichtung eines Bischofssitzes, sowie zur Freilassung der Sklaven. Unterdrückung und daraus resultierende Revolte hörten jedoch nicht auf und im Jahre 1363 fand der Aufstand des Johannes Kallergis von Lassithi aus statt, woraufhin die Venezianer alle Dörfer der Hochebene im Osten Kretas gewaltsam räumen liessen und über ein Jahrhundert lang die Kultivierung der dortigen Felder untersagten. Erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts beruhigte sich allmählich die Lage und auch durch den wirtschaftlichen Aufschwung herrschte endlich Frieden.

In den Städten dominierte der katholische Glaube, im Gegensatz zur orthodoxen Bevölkerung auf dem Lande. Die orthodoxe Kirche und ihre Klöster wurden von den Venezianern toleriert, aber der römisch-katholischen Kirche unterstellt.

  

Im 15. und 16. Jahrhundert erlebte Kreta, besonders durch den Gewürzhandel mit dem Orient, einen wirtschaftlichen Aufschwung, bei dem auf der Insel zunächst Getreide und später fast überall Wein angebaut wurde. Diese neue Blütezeit machte sich aber auch bei den Wissenschaften und in der Kunst, vor allem in Malerei und Literatur, bemerkbar.

Durch den florierenden Handel nahmen aber auch die türkischen Piratenüberfälle zu und so veranlasste Venedig zum Schutz der Küstenorte den Bau von stärkeren Befestigungen. Nach Plänen des berühmten veronesischen Architekten und Baumeisters Michele Sanmicheli wurden ab 1523 die weitläufigen Festungsanlagen von Candia (Iraklion) errichtet, ab 1536 die Stadtmauer von Canea (Chania) mit mehreren Bastionen gebaut und 1540 die grosse Festung von Rethymno verstärkt.

Aufgrund der verheerenden Raubzüge des türkischen Piraten Chaireddin Barbarossa, der 1538 plündernd über die Insel herfiel, 1539 die Festung von Selino in Paleochora eroberte und zerstörte und bis 1571, als er in die Bucht von Souda eindrang, über 80 Häfen und Orte angegriffen, die Dörfer ausgeraubt und viele der Bewohner gefangen genommen hatte, beschlossen die Venezianer, jetzt mit Unterstützung der einheimischen Bevölkerung, den Bau von weiteren Festungsanlagen. Auf der Insel Agios Nikolaos in der Bucht von Souda wurde 1573 die neue Festung fertiggestellt, auf der Insel Spinalonga in der Mirabello-Bucht 1579, auf der vorgelagerten Insel Gramvoussa ganz im Westen 1584 und auf Agii Theodri in der Bucht von Chania entstanden bis 1585 sogar zwei Festungen.

Mit der immer weiter westlichen Ausbreitung des Osmanischen Reiches im 16. Jahrhundert unter der Herrschaft von Süleyman dem Prächtigen (1520-1566) verlor die Seerepublik Venedig nach und nach ihre Überseegebiete im östlichen Mittelmeerraum. Als dann 1570 unter Selim II. schliesslich auch die Insel Zypern von den Osmanen erobert wurde, war Kreta die letzte abendländische Bastion und wegen der landwirtschaftlichen Produkte, der Reichtümer und der strategisch günstigen Lage immer schon ein attraktives Angriffsziel.

Der Grossangriff der Türken auf das venezianische Kreta begann nach vorangegangenen brutalen Überfällen dann im Juni 1645 mit der Einnahme der Festungen auf Agii Theodori vor der Nordküste Westkretas und nach wochenlanger Belagerung schliesslich auch am 22. August 1645 mit der Eroberung der Stadt Chania.

Auf dem Landwege zogen die türkischen Truppen weiter östlich und auch die osmanische Flotte griff nun zeitgleich im September 1646 die Festung Rethymno an, die nach mehrwöchiger Belagerung am 13. November fiel.

Seit Mai 1648 standen dann die Türken vor den Toren der Hauptstadt Candia, die wohl die längste Belagerung der Geschichte ertragen musste, bis die Stadt sich schliesslich unter dem Kommando ihres Komandanten Francesco Morisini nach 21 Jahren ergeben musste. Auch die europäische Unterstützung durch Tausende von deutschen, französischen und venezianischen Söldnern, die Candia seit 1666 mit Lebensmitteln und Waffen versorgten, jetzt aber durch Krankheiten, Entbehrungen und die türkische Übermacht geschwächt waren, konnte die Kapitulation am 16. September 1669 nicht verhindern.

Damit begann die grausame Epoche der osmanischen Herrschaft bis 1898, in der Kreta brutale Unterdrückung, willkürliche Justiz und hemmungslose wirtschaftliche Auspressung erdulden musste. Fast die Hälfte der kretischen Bevölkerung verliess die Insel und flüchtete ins Exil.

 

            

Türkische Herrschaft  ( 1669 - 1898 )

Die ganze Insel war nun von Türken besetzt, verschiedene Versuche der Rückeroberung schlugen fehl, einzig die Festungen auf den vorgelagerten Inseln konnten sich noch einige Jahre halten. So blieben Gramvoussa im Nordwesten bis 1692 und Spinalonga in der Mirabello-Bucht im Osten Kretas, sowie die Festung auf Agios Nikolaos in der Souda-Bucht im Westen sogar noch bis zu ihrer Kapitulation im Jahre 1715 in venezianischer Hand.

Wie die Venezianer unterteilten die Osmanen Kreta nach ihrer Eroberung ebenfalls in anfänglich vier Verwaltungsbezirke, später wurden aber die beiden östlichen Regionen Chandakas und Sitia vereinigt, so dass zusammen mit Chania und Rethymno die Insel jetzt nur noch aus drei Verwaltungsbezirken bestand. Über jede Region herrschte jeweils ein Pascha und der Hauptsitz des osmanischen Gouverneurs über die ganze Insel wurde die Stadt Chania, in der sich jetzt ein Grossteil der türkischen Beamten und Kaufleute niederliess, so dass die kretische Bevölkerung sich in das Hinterland zurückziehen musste. Viele christlich-orthodoxe Kirchen wurden entweiht, die Innenraummalereien zerstört und mit dem Anbau von Minaretten zu Moscheen umgebaut, ebenso wurden mehrere Badehäuser und Brunnen für religiöse Zwecke errichtet.

Da die osmanische Besetzung sich jedoch auf die Küstenregionen mit den Hafenorten konzentrierte, gab es im gebirgigen Hinterland noch einige Rückzugsmöglichkeiten für Flüchtlinge und Repräsentanten der orthodoxen Kirche. Der christlichen Religion im Geheimen treu, traten viele Kreter aus Angst vor Folter und Repressalien "offiziell" zum muslimischen Glauben über, denn die einheimische, christliche Bevölkerung wurde durch harte Zwangsmassnahmen zum Islam konvertiert. Unter anderem gab es eine sogenannte "Kopfsteuer" für Christen,  bei der jeder, der diese nicht zahlen konnte, tatsächlich enthauptet wurde.

Zum Leben blieb den Kretern kaum noch Geld übrig, denn hinzu kamen übermässig hohen Steuern für den letzten verbleibenden Grundbesitz. Land und Leute wurden rücksichtslos ausgebeutet und türkische Grossgrundbesitzer enteigneten kretische Ländereien zum eigenen Profit.

  

In den folgenden zwei Jahrhunderten wurden viele Revolte kretischer Widerstandskämpfer von den Türken blutig niedergeschlagen, wie der bekannte Aufstand von Anopolis in Sfakia 1770, als ihr Anführer Ioannis 'Daskalogiannis' Vlachos in einen Hinterhalt gelockt und dann in Iraklion bei lebendigem Leibe durch öffentliche Häutung hingerichtet wurde. Das ganze Dorf wurde niedergebrannt und die Bewohner erlitten harte Strafen und Vergeltungsmassnahmen. So wurden in diesen Zeiten auch Frauen und Kinder, die sich vielfach in den wehrhaften Klöstern und unzähligen Höhlen der kretischen Berge vor den türkischen Besatzern versteckten, nicht verschont, besonders als auch seit dem Beginn des griechischen Befreiungskampfes im März 1821 die Aufstände der Einheimischen auf Kreta zunahmen.

Im April 1821 startete eine Revolution von Sfakia aus, aber aufgrund fehlender Waffen und der bevölkerungsmässigen Überlegenheit der Türken standen die Dinge auf Kreta extrem schlecht. Nach einer ersten siegreichen Schlacht am 14. Juni 1821 rächten sich die Türken erneut mit grausamen Gewalttaten und Hinrichtungen, zu dessen Opfern auch der orthodoxe Bischof von Kissamos, Melchisedek Despotakis, gehörte, der auf dem Platz im Splantzia-Viertel von Chania an der Platane erhängt wurde, ebenso wie alle Nonnen des Klosters Prodromou auf der Halbinsel Akrotiri.

Eines der schlimmsten Dramen ereignete sich 1823 bei Malia, als über 2700 Frauen und Kinder, die mit 150 Männern in der weitläufigen Höhle von Milatos Schutz gesucht hatten, sich nach wochenlanger Belagerung schliesslich ergeben mussten und dann, nachdem die Männer sofort ermordet wurden, versklavt oder lebendig in eine Schlucht geworfen wurden. Ein Jahr später wiederholte sich ein ähnliches Massaker bei Perama in der Melidoni-Höhle, in der sich über 370 Frauen und Kinder versteckt hielten und die Türken sich gar nicht erst mit einer längeren Belagerung abgaben, sondern direkt den Höhleneingang verbarrikadierten und dort Feuer legten, so dass alle Flüchtlinge in der Höhle durch den Rauch qualvoll erstickten.

Auch wenn die Kreter nach ihrem Wahlspruch "Freiheit oder Tod" viele Aufstände versuchten, waren sie letztendlich der militärischen Übermacht des Feindes nicht gewachsen. So fielen 1828 bei der Verteidigung ihres Rückzugsortes in der Burg Frangokastello an der Südküste 700 sfakiotische Widerstandskämpfer in der Schlacht gegen 8.000 türkische Soldaten. 1867 schickten die Türken eine Truppe von 40.000 Soldaten auf die Lassithi-Hochebene, die dort jedes Haus dem Erdboden gleichmachten, nur um die dort immer wieder beginnenden Revolte zu unterdrücken.

Der grausame Höhepunkt des kretischen Befreiungskampfes fand am 8. November 1866 im Kloster Arkadi bei Rethymno statt, als sich fast 1000 Patrioten, davon zwei Drittel Frauen und Kinder, in dem festungsartigen Kloster unter der Führung des Abtes Gavriel vor den 16.000 Türken verschanzten und als die Verteidigung gegen die heranstürmende türkische Übermacht immer auswegloser wurde, sich im Pulvermagazin selbst in die Luft sprengten. Seither ist der 8. November der Nationalfeiertag der Kreter.

  

Dieses spektakuläre Ereignis stiess auf grosses Entsetzen im westlichen Europa und endlich setzten sich die Grossmächte Russland, Grossbritannien und Frankreich für die Unabhängigkeit Kretas ein. Nachdem die ersten Verhandlungen über Kreta im Zuge der Unabhängigkeit Griechenlands 1827 scheiterten und die Insel vorübergehend von 1830 bis 1840 lediglich unter die nur etwas mildere Verwaltung Ägyptens gestellt wurde, danach aber wieder unter das türkische Regime fiel, konnte jetzt 1868 endlich eine kretische Mitverwaltung erzielt werden.

Die griechische Sprache, bisher im Untergrund von der orthodoxen Kirche weiter gelehrt, musste offiziell anerkannt werden und ein Kreter musste in der Kommunalverwaltung und im Gerichtswesen proportional beteiligt werden.

Da die Repressalien der türkischen Besatzungsmacht allerdings nicht nachliessen, revoltierten auch die Kreter trotz der neuen Reformen weiter und nach den bürgerkriegsähnlichen Aufständen von 1889 und schliesslich dem Aufruf des jungen Rechtsanwaltes Eleftherios Venizelos, der 1896 in Chania öffentlich die Vereinigung mit dem Königreich Hellas forderte, setzte sich von Piräus aus endlich die griechische Flotte in Bewegung. Als die zur Verstärkung der Widerstandskämpfer gerufenen griechischen Truppen auf Kreta landeten, kam es 1897 zum Ausbruch des türkisch-griechischen Krieges und obwohl das Königreich Hellas beim Friedensschluss von Konstantinopel nachgeben musste, konnte Venizelos durch geschickte Verhandlungen und die Hilfe der Grossmächte endlich den Abzug der türkischen Truppen von der Insel bewirken.

 

            

Autonomes Kreta  ( 1898 - 1913 )

Am 18. Juli 1898 erhielt Kreta endlich den autonomen Status und durfte sich unter der Regierung von Prinz Georg von Griechenland, der als Hochkommissar eingesetzt wurde, und dem Schutz der Grossmächte die folgenden 15 Jahre selbst verwalten. Viele Türken und islamisierte Griechen verliessen die Insel, die in dieser Friedensphase von einem frischen kulturellen Wind belebt wurde. Für den kretischen Staat begann nach der dunklen Zeit der Osmanenherrschaft eine neue Blütezeit, in der Wirtschaft, Handel und Landwirtschaft florierten.

Aber die Kreter wünschten sich die endgültige Vereinigung mit Griechenland und den Abzug aller fremden Truppen, den schliesslich Eleftherios Venizelos, der 1910 das Amt des griechischen Ministerpräsidenten erhielt, schrittweise durchsetzen konnte bis letztendlich am 14. Februar 1913 die Fahnen der Grossmächte von der Festung Souda eingeholt wurden.

 

            

Vereinigung mit Griechenland  ( 1913 - 1941 )

Der völlige Anschluss Kretas an Griechenland wurde dann am 17. Mai 1913 durch die Londoner Verträge offiziell vollzogen und als im November der griechische König im Hafen von Chania, der damaligen Hauptstadt der Insel, ankam, wurde auf dem Firkas, einem Teil der alten venezianischen Stadtbefestigung, endlich die griechische Fahne gehisst.

Griechenland blieb unter König Konstantin im Ersten Weltkrieg 1914 strikt neutral, aber Venizelos hoffte, mit Hilfe der Entente weitere griechische Gebiete von den Türken zurück zu gewinnen, zwang so 1917 den König zur Abdankung und erklärte den Mittelmächten, zu denen auch die Türkei gehörte, den Krieg. Obwohl dabei kaum griechische Truppen zum Einsatz kamen, konnte Venizelos 1920 bei den Friedensverhandlugen einige griechische Gebietserweiterungen herausschlagen.

Der 1921 aus der Idee eines Grossgriechenlands geführte Krieg gegen die kemalistische Türkei ohne Unterstützung der Grossmächte endete 1922 in der "Kleinasiatischen Katastrophe", bei der Griechenland seine uralten Siedlungsgebiete an der kleinasiatischen Küste verlor. Bei dem daraufhin stattfindenden Bevölkerungsaustausch kamen 1,5 Millionen griechische Flüchtlinge aus Kleinasien ins Land, dafür mussten alle restlichen 600.000 Türken Kreta verlassen.

  

Im Februar 1924 erreichte Eleftherios Venizelos mit seiner Partei die Abschaffung der Monarchie und rief am 28. Februar die Republik aus, die aber genauso instabil wie das parlamentarische Königreich war. So bestimmten auch Klüngelwirtschaft und Parteiengerangel auf Kreta die Jahre bis 1935, als Venizelos vergeblich versuchte, mit einem Staatsstreich wieder an die Macht zu kommen und nach Paris emigrierte.

Die Landreformen beseitigten den Grossgrundbesitz zugunsten einer einheitlichen Schicht von Kleinbauern, aber der erhoffte wirtschaftliche Aufschwung blieb aus und nach einer Volksbefragung wurde am 12. Oktober 1935 die Monarchie mit König Georg II. wieder eingeführt. Während seiner Amtszeit bis 1946 übernahm General Metaxas nach kommunistischen Unruhen 1936 mit Duldung des Königs die Regierungsgewalt, löste ohne grossen Widerstand das Parlament auf und errichtete eine Diktatur.

 

            

Deutsche Besetzung  ( 1941 - 1945 )

Als im Zweiten Weltkrieg General Metaxas die Aufforderung der Italiener zur Kapitulation Griechenlands am 28. Oktober 1940 ablehnte, begann 1941 Italien mit Unterstützung der Deutschen die Invasion in Nordgriechenland. Daraufhin zogen sich die zu Hilfe geholten britischen, neuseeländischen und australischen Truppen mit insgesamt 32.640 Soldaten nach Kreta zurück, um mit über 10.000 griechischen Soldaten die strategisch wichtige Insel zu sichern.

Am Morgen des 20. Mai 1941 jedoch begann über Kreta mit dem deutschen "Unternehmen Merkur" die bis dahin grösste Luftlandeoperation der Geschichte, als nach der Bombardierung kretischer Städte durch 330 Bomber, dann 108 Jagdflugzeuge mit über 80 Lastenseglern folgten und aus fast 500 Transportflugzeugen 10.600 Fallschirmjäger und 13.980 Gebirgsjäger absprangen. Die Angriffe konzentrierten sich auf die Flugplätze bei Maleme, Rethymno und Iraklion, sowie auf den Hafen der Souda-Bucht und die damalige Hauptstadt Chania, in der sich seit dem 23. April 1941 auch die griechische Regierung aufhielt, die sich unter dem Schutz der britischen Flotte aus dem inzwischen von Deutschen besetzten Athen zurückzog.

Die Angreifer stiessen jedoch auf erbitterten Widerstand der alliierten Soldaten und der kretischen Zivilbevölkerung, die sich mit allen Waffen und sogar mit Mistgabeln, Stöcken und Steinen gegen die überzählige deutsche Wehrmacht verteidigte. Inzwischen landeten im Ostteil der Insel auch italienische Truppen zur Unterstützung der Deutschen, die sich auf den westlichen Teil konzentrierten. Statt der geplanten eintägigen Blitzoperation, dauerte die Invasion bis zur vollständigen Eroberung Kretas zehn Tage und die Verluste auf beiden Seiten waren ungeheuer: über 1000 gefallene griechische und 6580 deutsche Soldaten. Hinzu kamen über 15.700 Verwundete, Gefangene und Gefallene der alliierten Truppen.

Nachdem die deutsche Wehrmacht die Schlacht um Kreta gewonnen hatte und am 1. Juli 1941 die letzten alliierten Soldaten und auch die griechische Regierung, die von Chania durch die Samaria-Schlucht geflohen war, von der Südküste aus nach Ägypten eingeschifft wurden, war der Kampf noch längst nicht beendet. Die Jahre der deutschen Besatzung waren von blutigen Partisanenkämpfen und grausamen Vergeltungsaktionen begleitet. Kretische Widerstandskämpfer, die sich im Untergrund mit Unterstützung des britischen Geheimdienstes arrangierten, verschonten keinen deutschen Soldaten. Die Wehrmacht und brutale Einheiten des SS-Kommandos ermordeten zahlreiche Zivilisten, die mit den Partisanen sympathisierten, verwüsteten 40 Dörfer und wie Anogia und Kandanos wurden noch 38 weitere Ortschaften völlig zerstört und niedergebrannt. In den kretischen Bergen zeugen heute noch viele Gedenktafeln und Mahnmale von den sinnlosen Grausamkeiten.

Der Britische Soldatenfriedhof im Westen der Souda-Bucht mit 1527 Gräbern gefallener Briten und ihrer Alliierten, sowie der Deutsche Soldatenfriedhof auf einem Hügel über dem Küstenort Maleme, auf dem 4685 Wehrmachtsoldaten begraben sind, stehen ebenfalls für die Sinnlosigkeit des Krieges.

Letzterer wurde erst 1973 angelegt, nachdem die Gefallenen 1941 zuerst von den Mönchen des Kloster Gonias bei Kolimbari geborgen wurden. Angesichts dessen, was das Kloster auch unter der Besatzung zu leiden hatte, verdient diese Tat der Menschlichkeit umso mehr Bewunderung. Ebenso hatten auch viele Kreter verwundeten Deutschen und desertierten Soldaten kurz vor Kriegsende geholfen und Schutz geboten. Diese Gastfreundschaft ist bis heute geblieben und Deutsche sind überall auf der Insel herzlich willkommen.

 

            

Modernes Kreta  ( 1945 - heute )

Nach dem griechischen Bürgerkrieg zwischen den kommunistischen Partisanen ELAS und der von den Briten unterstützten Partisanenorganisation EOK in den letzten Kriegsjahren 1944 bis 1945 kehrte nach einer Volksabstimmung 1946 König Georg II. aus dem Exil zurück und nach dessen Tod 1947 bestieg sein Bruder Paul I. den Thron. Mit der parlamentarischen Monarchie hatte Griechenland, das 1952 der NATO beitrat und Kreta zu einem wichtigen Militärstützpunkt des Bündnisses machte, bis 1967 verhältnismässig stabile Regierungen. Der Assoziierungsvertrag mit der EWG brachte 1961 auch wirtschaftliche Vorteile für Kreta und ebnete Griechenland den Weg für den späteren Beitritt zur damaligen EG.

Die schweren Jahre der Militärregierung von 1967 bis 1974 gingen auch an Kreta nicht spurlos vorbei und so entschieden sich bei einer Volksabstimmung am 8. Dezember 1974 rund 70 % aller Griechen, aber sogar 90 % der Kreter gegen die Monarchie und für eine parlamentarische Republik.

Seit dieser Zeit ist Griechenland heute eine etablierte Demokratie und mit dem Beitritt zur EG im Jahr 1981 auch Mitglied der heutigen Europäischen Union. Mit dem Aufkommen des Tourismus in den 70er Jahren ist Kreta heute eines der beliebtesten Reiseziele der Europäer.

  

Mit den Olympischen Spielen von Athen im August 2004 machte auch der Fackellauf in Knossos Station und würdigte Kreta als kulturgeschichtliche Wiege Europas. Im neu errichteten Olympia-Stadion von Iraklion fanden bei den anschliessenden Wettbewerben auch  mehrere Fussballspiele statt, bei denen Kreta Sportler und Besucher aus aller Welt zu Gast hatte.

Der Hauptwirtschaftszweig ist neben der Landwirtschaft mit intensivem Obst- und Gemüseanbau, sowie natürlich dem Export des wertvollen Olivenöls, seit den 70er Jahren der Tourismus. Zwei Drittel der erwerbstätigen kretischen Bevölkerung sind im Dienstleistungsbereich beschäftigt und die Durchschnittseinkommen der Bewohner liegen über denen des restlichen Landes. Kreta ist mittlerweile die wirtschaftlich dynamischste Region Griechenlands.

            

  


 

Die Kretische Mythologie

Die kretischen Mythen, über die Jahrhunderte mündlich überliefert, fassten das Wissen der Griechen und ihrer frühen Entstehungsgeschichte zusammen. Die hellenistischen Schriftsteller des 2. Jahrhunderts v.Chr., insbesondere Hesiod, fixierten diese Legenden und sind heute die Quellen unserer Erkenntnis.

Die griechischen Sagen haben ihren Ursprung in Symbolen, die während der verschiedenen Epochen hindurch auch zahlreichen Künstlern immer wieder als Inspirationsquelle dienten. So verewigten sie die Geschichte um die Geburt und Kindheit des Götterkönigs Zeus, das Bild des jungen, naiven Mädchens Europa, das von der rohen Kraft des weissen Stiers Zeus fasziniert wurde, ebenso wie die Legenden um König Minos und den Minotaurus im Labyrinth seines Palastes, sowie den berühmten Flug des Ikarus, der mit seinen Wachsflügeln der Sonne zu nahe kam und stürzte.

 

 

Geburt und Kindheit des Zeus

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Entführung der Europa

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König Minos und der Minotaurus

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Theseus und Ariadne

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Daedalus und Ikarus

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